Ich folge den Ausführungen von Bondpapst Jeff Gundlach, Vorstand des Kapitalverwalters Double Line, wirklich ganz gerne. Viele der durch Gundlach in den vergangenen zwei Jahren getätigten Prognosen hatten sich im Rückspiegel der Ereignisse betrachtet tatsächlich als nah an der Realität erwiesen.

Die Junkbond- und Ramschanleihemärkte sind ein Thema, dem ich hin und wieder ganz gerne meine Aufmerksamkeit widme. Steigende Zinsen an den Kapitalmärkten erweisen sich für gewöhnlich nicht nur als Gift für die Entwicklung der Bondkurse im Allgemeinen, sondern für den Sektor der Hochzinsanleihen im Besonderen.

Ja, die Junkbondmärkte haben sich von ihrem Sturz zu Beginn des Jahres 2016 erholen können. Aufmerksamkeit gebührt diesem Segment allein schon deshalb, weil es eine solch hohe Korrelation mit der Aktienmarktentwicklung aufweist.

In neun von zehn Fällen folgte einem Absturz an den Junkbondmärkten in der Vergangenheit auch ein Kurssturz an den Aktienmärkten. Jeff Gundlach nimmt Investoren an den Ramsch- und Hochzinsanleihemärkten ein wenig von deren wachsender Nervosität von den Schultern.

Zu einem Absturz an den Hochzinsanleihemärkten werde es in absehbarer Zeit nicht kommen, so Gundlach, da das Risiko für das Einsetzen einer Rezession in den USA noch immer recht gering sei.

Gundlach, der in den vergangenen Monaten wiederholt darauf hingewiesen hatte, dass die Zinsen auf amerikanische Staatsanleihen mit 10-jähriger Laufzeit nicht über die Schwelle von 3% klettern dürften, um nicht einen Beitrag zum Ausbruch einer Rezession zu leisten, legt sich darauf fest, dass es bis Jahresende nicht zu einer solchen Entwicklung kommen werde.

Anhaltende Rallye an den Bondmärkten

Damit stößt Gundlach in dasselbe Horn wie zuvor bereits die französische Großbank Societe Generale, deren Analysten davon ausgehen, dass die Rallye an den Bondmärkten auch nach einem 30-jährigen Bullen weiter anhalten wird. Übersetzt heißt das: Fallende Zinsen bei steigenden Bondkursen.

Auch Gundlach geht davon aus, dass sich der Inflationsausdruck in den Vereinigten Staaten in den kommenden Monaten wieder deutlich entschärfen wird. Und genau diese Entwicklung werde sich als größte Triebkraft für abermals in die Knie gehende Zinsen erweisen.

Sollte es tatsächlich auf diese Weise kommen, wird die Deflation wieder das Ruder in den allgemeinen Diskussionen übernehmen. Gundlach glaubt jedenfalls nicht daran, dass der US-Verbraucherpreisindex noch über einen längeren Zeitraum oberhalb des eigens durch die Fed gesetzten Inflationsziels von 2% liegen wird – ganz im Gegenteil.

Hat Inflation ihr Hoch bereits erreicht?

Vielmehr geht Gundlach davon aus, dass die Inflationsentwicklung nicht nur in den USA, sondern auch auf globaler Ebene bereits ihr Hoch gesehen haben dürfte. Und damit werde auch das Reflationsmärchen enden, an das nach wie vor so viele Kapitalmarktakteure glaubten.

Der durch US-Präsidentschaftswahlsieger Donald Trump in Aussicht gestellte Inflationskick, der auf Basis der Verabschiedung einer breit angelegten Unternehmenssteuerreform samt einem großen Infrastrukturprogramm einsetzen sollte, scheint sich mehr und mehr in Luft aufzulösen.

Einerseits liegt das an den internen Eskapaden innerhalb der republikanischen Partei. Auf der anderen Seite muss das Weiße Haus in enger Abstimmung mit dem Kongress nun erst einmal das Problem eines erneuten Erreichens der Schuldenobergrenze in den Vereinigten Staaten aus dem Weg räumen.

Trump-Euphorie: Die Luft scheint raus zu sein

Hinzu gesellt sich die Tatsache, dass viele Finanzmarktakteure nicht mehr so euphorisch auf die angedachte Auflage eines Infrastrukturprogramms blicken. Denn mehr und mehr beginnt sich herauszuschälen, dass der Staat daran wohl einen weniger großen Anteil haben soll als die Privatwirtschaft.

Bereits seit Mitte März dieses Jahres befindet sich der Zins auf Amerikas 10-jährige Staatsanleihe am Sinken – und zwar von ehedem 2,61% auf heute 2,36%. Vor allem an den Bondmärkten werden Investoren also immer skeptischer.

Dies gilt spätestens seit dem Zeitpunkt, seit dem sich die Republikaner intern nicht auf eine Substitution des Affordable Care Act – kurz Obamacare – einigen konnten, und aus diesem Grunde eine wichtige Abstimmung im Kongress platzen ließen.

Die erfolgreiche Verabschiedung einer großen Steuerreform werde sich nun, so Gundlach, als „sehr, sehr schwierig“ erweisen. Zwar sei von Anbeginn klar gewesen, dass eine Abschaffung beziehungsweise Substitution von Obamacare nur sehr hart zu erkämpfen sein würde.

Dass der Versuch letztendlich jedoch tatsächlich fehlschlug, erweise sich laut Gundlach alles andere als ein gutes Omen mit Blick auf die politische Zukunft.

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